Marcel Blum, Nachwuchspreisträger Obst & Gemüse, im Porträt
Marcel Blum (30) aus Zülpich im Rheinland wurde im Februar auf der Fruit Logistica in Berlin mit dem Landgard Award als „Nachwuchserzeuger Obst & Gemüse“ ausgezeichnet. Mit dem Nachwuchspreis werden junge Betriebsinhaber geehrt, die als Nachfolger in einem bestehenden Betrieb erfolgreich die Weichen für den Betrieb neu gestellt und diesen damit zukunftsfähig am Markt positioniert haben oder neu am Markt gestartet sind.
Der Landgard Award kam für ihn völlig überraschend. „Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet und habe mich daher umso mehr über die Auszeichnung gefreut. Sie ist für mich eine Anerkennung für meine Arbeit in den letzten Jahren und mein Engagement für Landgard. So ein Preis macht natürlich auch ein bisschen stolz. Er ist aber trotzdem nicht mehr als eine Momentaufnahme. Ich werde auch weiterhin in meinem eigenen Betrieb und auch bei Landgard Impulse für Neuerungen setzen und mich aktiv an Debatten beteiligen, um unsere gemeinsame Zukunftsfähigkeit mitzugestalten“, so der Nachwuchspreisträger.
Marcel Blum war schon in seiner Kindheit auf dem elterlichen Hof sehr aktiv und hat nach und nach alles gelernt, was für den Beruf eines Obstbauern wichtig ist. Er absolvierte eine Obstbaulehre und ist seit 2014 Gärtnermeister in der Fachrichtung Obstbau. Dabei war die spätere Betriebsnachfolge nicht von Anfang an vorgezeichnet und anstelle der rheinischen Obstfelder wäre vorübergehend auch eine Restaurantküche als Arbeitsplatz in Frage gekommen. „Ich koche bis heute sehr gerne und als Jugendlicher war es eine Zeit lang ein Traum von mir, Koch zu werden. Der Reiz, den Familienbetrieb weiterzuentwickeln, war dann aber doch größer“, so Marcel Blum.
Die Geschichte des elterlichen Betriebs begann im Jahr 1955 als Bauernhof mit klassischem Hofbetrieb und Tieren. Erst nach fast vierzig Jahren begann Marcels Vater Michael Blum mit dem Obstbau und änderte die Ausrichtung des Familienbetriebes damit grundlegend. 2019 übernahm Marcel Blum dann den elterlichen Betrieb. Zusammen mit seinem Team betreibt er auf ca. 20 Hektar Beerenobstanbau. Die Produktschwerpunkte sind Johannisbeeeren mit ca. 120 Tonnen pro Jahr, Brombeeren mit rund 75 Tonnen und ergänzend knapp zwei Tonnen Himbeeren. Der Betrieb beschäftigt zurzeit einen festen Mitarbeiter sowie einen Auszubildenden und wird in Spitzenzeiten von bis zu 100 Saisonarbeitskräften unterstützt. Marcel Blum ist Mitglied im Werbebeirat für die generische Initiative „1000 gute Gründe“ und engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich in der Kreisfachgruppe Obstbau.
Für „1000 gute Gründe“ hat Marcel Blum auch schon einmal vor der Kamera gestanden. Dabei ist ein Erzeugerporträt entstanden, in dem er seinen Obsthof in Zülpich vorstellt und zeigt, wie dort Johannis- und Brombeeren angebaut werden. Außerdem verrät er, warum Obst und Gemüse aus der Region besonders nachhaltig und klimafreundlich wachsen. Im Video wird deutlich, dass Marcel Blum Obstbauer mit Leib und Seele ist. „Man erntet, was man sät. Es ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl, das Produkt zu ernten, um das man sich 365 Tage im Jahr kümmert“, beschreibt Marcel Blum die Faszination seines Berufes. Dazu gehört für ihn auch die Arbeit an der frischen Luft und mit der Natur. Getrübt wird seine Zufriedenheit allerdings durch eine immer umfangreicher werdende Bürokratie und den zunehmenden Preisdruck.
Gezielte Weiterentwicklung
Nach der Übernahme der alleinigen Verantwortung für den Betrieb hat Marcel Blum erst einmal gar nicht viel verändert. „Das war auch gar nicht nötig, weil mein Vater den Betrieb sehr professionell geführt und aufgestellt hat. Darauf konnte ich dann aufbauen und den Betrieb Schritt für Schritt gezielt weiterentwickeln. So habe ich letztes Jahr zum Beispiel einen Hofverkauf aufgebaut, der auch sofort sehr gut angekommen ist. In diesem Jahr läuft er sogar noch besser, weil viele Menschen nicht in Urlaub gefahren sind und einfach mehr Zeit in der Region verbracht haben. Ein weiterer Grund ist sicherlich auch der Trend hin zum regionalen Einkauf. Wir sind gespannt, ob diese Entwicklung nachhaltig sein wird. Als weitere punktuelle Veränderung habe ich das Sortiment um eine frühe Brombeer- und eine frühe Johannisbeersorte erweitert, um die vorhandenen Infrastrukturen länger nutzen und auslasten zu können.“
Tiefgreifender als diese Veränderungen sind für Marcel Blum hingegen Entwicklungslinien, die die gesamte Branche betreffen. Als Beispiel dafür nennt er Veränderungen bei Themen wie Umweltschutz, Insektenschutz, Nachhaltigkeit und Sozialstandards, durch die die deutsche Produktion immer besser werde. Leider werde dies, so Blum weiter, vom Verbraucher noch nicht entsprechend wertgeschätzt. Dazu positioniert er sich klar: „Ich hoffe, dass die Corona-Pandemie hier zu einem Umdenken führt. Wir brauchen kein Obst, das zu fragwürdigen Sozial- und Umweltstandards produziert und dann um den halben Globus geflogen wird. Hier muss der Verbraucher entscheiden, wo der Weg in den nächsten Jahren hingeht“. Der Obsthof von Marcel Blum ist nach GlobalG.A.P. und QS zertifiziert. Im Rahmen der regelmäßigen Audits werden auch Sozialstandards und die Voraussetzungen für die Teilnahme am Regionalfenster-Programm geprüft.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt für Marcel Blum auf den verschiedensten Ebenen eine wichtige Rolle. So wird er im nächsten Jahr zusammen mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. und REWE ein Bienenhotel und zwei Greifvögelstangen auf seinem Betriebsgelände aufstellen. „Im eigenen Gemüseanbau sind wir in punkto Nachhaltigkeit immer darauf bedacht, gezielt zu arbeiten. Wir bewässern per Tröpfchenbewässerung und setzen Pflanzenschutzmittel erst dann ein, wenn die Schadschwelle erreicht ist. Damit unterscheiden wir uns aber nicht wesentlich von anderen Betrieben. Daher ist der Obstbau für mich insgesamt ein sehr nachhaltiger Bereich und die Biodiversität einer Obstanlage übersteigt die eines Vorstadtgartens um ein Vielfaches“, sagt Marcel Blum.
Eine gute Saison – trotz Corona
Natürlich war das Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auch für den Obsthof Blum ein besonders herausforderndes Jahr. Unter dem Strich sind dadurch vor allem Mehrkosten wegen der erforderlichen Hygienemaßnahmen und zusätzliche zeitliche Belastungen durch einen erheblichen bürokratischen und organisatorischen Aufwand entstanden. Gerade das Thema Erntehelfer war für Marcel Blum zu Beginn der Pandemie mit großer Ungewissheit verbunden. „Später war das dann doch kein Problem und es sind genug Erntehelfer auf unseren Hof gekommen. Wir hatten aber trotzdem vorgesorgt und die Erntemenge durch Kulturmaßnahmen etwas verringert, um insgesamt weniger Saisonarbeiter zu benötigen. Nachdem wir im November auch noch die Vermarktung der roten Johannisbeere erfolgreich abschließen konnten, war es trotz Corona und der Mehrkosten eine gute Saison für uns“, so Marcel Blum.
Ob mit Corona oder ohne – wie in der Branche üblich bleibt auch bei Marcel Blum neben der Arbeit im Betrieb wenig Zeit für Hobbys. Die nimmt er sich trotzdem und spielt seit 25 Jahren im Verein Fußball, aktuell als Stürmer beim TuS Chlodwig Zülpich. Das möchte er auch noch möglichst lange beibehalten, weil es für ihn einen optimalen Ausgleich darstellt und er auf dem Platz komplett abschalten kann. Für die Zukunft seines Betriebes wünscht sich Marcel Blum, dass er ihn mindestens genauso erfolgreich weiterführen und entwickeln wird, wie es sein Vater getan hat. Als Erfolgsvoraussetzung wird dabei das Thema Sonnenschutz immer mehr in den Fokus rücken. „Wegen des Klimawandels werden in diesem Bereich in den kommenden Jahren große Investitionen erforderlich sein, um weiterhin sicher und gut produzieren zu können“, sagt Marcel Blum.
Das Wir-Gefühl zählt
Am Modell der Erzeugergenossenschaft Landgard schätzt Marcel Blum vor allem die Geschlossenheit und das Wir-Gefühl in einer großen Gemeinschaft. Für ihn stellt es eine absolute Stärke dar, geschlossen gegenüber dem LEH auftreten zu können und Lieferfähigkeit auch für größere Mengen zusagen zu können. Dank dieser starken genossenschaftlichen Basis betrachtet er seine Absatzwege für die nächsten Jahre als gesichert. „Landgard und wir als Mitgliedsbetriebe müssen aber gemeinsam am Ball bleiben, damit unsere Zukunftsaussichten so positiv bleiben. Wir müssen die heimische Produktion noch stärker in den Fokus rücken und dem Verbraucher so die Möglichkeit geben, noch mehr regional einzukaufen. Darüber hinaus sollten wir als Erzeugergenossenschaft Geschlossenheit in allen Bereichen demonstrieren“, so der Award-Preisträger.
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