Mit Familienwissen und moderner Technik
Spätestens zur Oktoberfestzeit steht er nicht nur im Süden Deutschlands überall auf dem Tisch – der kurze, weiße Rettich, auch als Deutscher Rettich bekannt, ist für viele Verbraucher*innen fester Bestandteil einer zünftigen Brotzeit. Dabei eignet sich das zur Kohlfamilie gehörende Produkt nicht perfekt nur als scharfer Begleiter zum Feierabendbier.
Ob gedünstet, gebraten oder gegrillt, die weißen Knollen haben eindeutig das Zeug zum neuen Multitalent in der Küche– besonders, wenn sie dazu noch erntefrisch direkt aus der Region stammen! Dafür muss man übrigens nicht unbedingt in den Süden fahren. Denn auch am Niederrhein gibt es Erzeuger wie Stephan Derix, der das Kohlgemüse in Overhetfeld im Kreis Viersen schon in zweiter Generation kultiviert.
Familienwissen perfektioniert
Doch wie kommt man als niederrheinischer Familienbetrieb überhaupt zum Rettichanbau? Mit einer Portion Zufall, Glück und viel Know-how, erzählt Stephan Derix: „Mitte der 1980er-Jahre haben meine Eltern mit dem Anbau von Porree begonnen. Als mein Vater dann von einem befreundeten Erzeuger hörte, dass sich Rettich für unsere sandigen Böden super eignet und sich damit Geld verdienen lässt, hat er einfach einmal ein paar tausend Samen bestellt. Und da er sich unheimlich gut im Ackerbau und der Bodenbearbeitung auskannte, hat er gleich auf Anhieb einen 1-A-Rettich produziert, der damals an der Uhr der Gemüseversteigerung reißenden Absatz gefunden hat.“ Nach und nach hat sein Vater den Rettichanbau dann weiter perfektioniert – und von diesem Wissensschatz profitiert Stephan Derix noch heute, wie er verrät: „Rettich ist in der Kultur speziell und entspricht oft nicht dem Lehrbuch. In vielen Punkten, besonders was Düngung und Bodenbearbeitung angeht, bilden die Erfahrungen meines Vaters daher auch heute noch die Grundlage meiner Arbeit – ergänzt durch meine eigenen Überlegungen und Anpassungen, zum Beispiel mit Blick auf den Klimawandel.“
Spezifische Anbaubedingungen
Um optimal zu wachsen, stellt der Rettich nach der Saat ganz spezielle Anforderungen an Boden und Bewässerung. So benötigt er etwa besonders im Auflauf eine konstante Wasserversorgung – nasse Füße mag er aber gar nicht. Leichte Sandböden, wie sie z.B. an der Grenze zu den Niederlanden häufig zu finden sind, sind da ideal geeignet – müssen jedoch bei extremer Trockenheit und Hitze verstärkt bewässert werden. Um einem Befall mit Kohlfliegen vorzubeugen, werden die Pflanzen außerdem mit Kulturschutznetzen aus witterungsfestem Nylongarn abgedeckt. Die langlebigen Netze halten die Schädlinge von der Kultur fern und machen so den Verzicht auf chemische Mittel und eine deutlich nachhaltigere Kultur möglich.
Niederrheinische Rettichsaison
Zusammen mit einem Team aus zwei festen Kräften und 14 Saisonarbeiter*innen baut Stephan Derix heute an der Grenze zu den Niederlanden neben Porree und Fenchel auf insgesamt rund 12 Hektar weißen Rettich an. Die Saison für den deutschen Bierrettich beginnt auf dem Betrieb der Familie Derix traditionell am 13. März mit der ersten Aussaat. Mit einem Gewicht von 350 bis 800 Gramm werden die Wurzeln dann geerntet. Die erste Ernte startet fast immer um den 20. Mai herum und läuft bis der Handel Ende November, Anfang Dezember den deutschen Bierrettich aus dem Programm nimmt.
Technik als Sonderanfertigung
Traditionell wurde der Rettich auch im Betrieb Derix noch per Hand ausgezogen – je nach Bodenverhältnissen und Witterung eine sehr anstrengende Arbeit. Um diese für seine meist weiblichen Saisonkräfte zu erleichtern, hat der Landgard Erzeuger einen speziellen Roder für die besonderen Bedürfnisse der Rettichernte bauen lassen. „So sind wir nicht schneller als mit guten Mitarbeiter*innen, aber es ist für sie angenehmer. Und damit hat sich die Investition für mich schon gelohnt“, so Stephan Derix.
Rettich mal anders
Na, Appetit bekommen und Lust, Rettich mal auf eine neue Art auszuprobieren? Online finden sich viele tolle Rezepte – wie wäre es zum Beispiel mit den knusprigen Rettich Dim Sum von Eat this?
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