Lukas und Philipp Weilbrenner, die Träger des Nachwuchspreises 2022, im Betriebsporträt
In der Kategorie „Nachwuchspreis“ wird eine Persönlichkeit gewürdigt, der es gelungen ist, die Nachfolge in einem bestehenden Betrieb erfolgreich sicherzustellen und ihn zukunftsfähig am Markt zu positionieren.
Oder besser gesagt: in diesem Fall sogar zwei. Lukas und Philipp Weilbrenner, die Preisträger 2022, leiten den Betrieb Gartenbau Weilbrenner im pfälzischen Freinsheim seit 2019 gemeinsam mit ihrem Vater Bernd. Und auch wenn generell natürlich jeder alles können muss, haben die Brüder eine klare Aufgabenverteilung. Während Philipp sich vor allem um die Vermarktung und alle damit verbundenen Aufgaben kümmert, ist Lukas nah an der Pflanze und organisiert die Produktion im heimischen Betrieb. Dass sie einmal in den elterlichen Betrieb einsteigen würden, stand für die beiden Nachwuchsunternehmer früh fest. „Ich hab hier in der Gärtnerei schon als kleiner Junge Pflänzchen getopft und auf dem Markt im Nachbardorf verkauft“, erinnert sich Philipp Weilbrenner. „Darum war für mich zum Ende der Oberstufe der Weg auch klar: Gärtnerausbildung, ein bisschen raus, Erfahrungen sammeln und dann zurück nach Hause“. Nach seiner Ausbildung zum Gärtner hat der heute 29-Jährige zunächst drei Jahre bei Landgard in Griesheim im Vertrieb gearbeitet, bevor er 2019 voll in den familieneigenen Betrieb eingestiegen ist. Sein älterer Bruder Lukas, heute 32 Jahre, hatte zwar vor dem Schulabschluss nochmal kurz mit der abstrakten Vorstellung geliebäugelt, VWL zu studieren. Am Ende entschloss er sich aber doch lieber für das Gartenbaustudium in Geisenheim. „Zurückblickend hätte es gar nicht besser laufen können“, weiß Lukas Weilbrenner heute. „Wir hatten ja beide früh mitgekommen, dass der Familienbetrieb wirtschaftlich solide ist und dass es daher auch Sinn macht, hier mit einzusteigen. Das ist ja längst nicht bei allen Betrieben so.“
Vollsortiment für die heimische Fensterbank
Mit Entdeckergeist, Neugier, Geduld und dem richtigen Händchen für besondere Pflanzen hat sich die Familie Weilbrenner in ihrem Unternehmen vom Hauptgeschäft Weinanbau zum einzigen Produktionsbetrieb für Karnivoren in Deutschland entwickelt. In modernen, klimatisierten Gewächshäusern kultiviert die Familie heute mit einem Team aus zehn festangestellten Mitarbeitenden auf 3.000 Quadratmetern rund 50 verschiedene Karnivoren-Arten. Damit bietet der Familienbetrieb, der 1983 die ersten Venusfliegenfallen kultiviert hat, seiner Kundschaft heute ein Vollsortiment mit allen Karnivoren an, die normale Hausgärtner*innen auf der Fensterbank halten können. Zwischen 600.000 und 700.000 Jungpflanzen wachsen jährlich vom Sämling bis zur verkaufsfertigen fleischfressenden Pflanze heran – vom Top-Seller, der bekannten Venusfliegenfalle, über verschiedene Schlauch- und Kannenpflanzen bis hin zu Sonnentau und Fettkraut. Vermarktet werden die Karnivoren über Landgard und die Cash & Carry-Märkte an den Fachhandel, Gartencenter und den organisierten Handel. Um die Produktion des GlobalG.A.P.-zertifizierten Betriebes nachhaltiger zu gestalten, kommen unter anderem Energieschirme und eine Holzheizung zum Einsatz.
Testen für die Zukunft
Gerade in den letzten Jahren haben die Karnivoren aus der Pfalz einen regelrechten Boom erlebt. „Seit 2019 sind wir mit viel Einsatz und hier und da sicher auch ein wenig Glück kontinuierlich auf einer Erfolgswelle geschwommen. Wenn es so gut läuft, macht einfach jeder Tag Spaß“, erzählt Philipp Weilbrenner. „Diesen Rückenwind wollen wir für die Zukunft natürlich mitnehmen“. Ein wichtiger Schritt hierzu ist der geplante Ausbau der Produktionsfläche um weitere 2.500 Quadratmeter unter Glas, der 2023 realisiert wird. Dort soll unter anderem ein neues zweites Standbein etabliert werden, das die beiden Brüder derzeit testen: Indoor- und Grünpflanzen. Auch dabei will sich Gartenbau Weilbrenner auf Besonderheiten spezialisieren, die nicht jeder zu bieten hat. „Aktuell nutzen wir die Zeit, bis der Anbau fertig ist, und probieren vieles aus, z.B. Philodendren oder Sorten mit panaschierten Blättern. Hiermit sind wir im nächsten Jahr z.B. im Rahmen der Landgard-Kostbarkeiten in den Cash & Carry-Märkten vertreten“, schildert Lukas Weilbrenner die nächsten Zukunftspläne. „Sobald der Anbau fertig ist, wollen wir dann auch mit diesen Produkten richtig durchstarten.“
Bei allen Ausbauplänen wird die Familie Weilbrenner aber nicht übermütig. „Wir wollen wie bisher in kleinen Schritten kontinuierlich und gesund wachsen und das Unternehmen weiterentwickeln. Wie irgendwann der Endstand ist? Keine Ahnung. Aber bis dahin haben wir ja auch noch rund 40 Jahre Zeit“, schmunzelt Lukas Weilbrenner. „Natürlich wäre es toll, wenn unsere Söhne oder Töchter hier irgendwann ebenfalls sitzen und sagen können: ‚Unsere Väter haben uns eine solide Basis hinterlassen‘“, spinnt sein jüngerer Bruder den Gedanken weiter.
Beitrag zur Entwicklung von Landgard
Um das möglich zu machen, setzt sich Philipp Weilrenner nicht nur aktiv für die Zukunft des Unternehmens ein, sondern engagiert sich im Regionalbeirat Süd auch für die Erzeugergenossenschaft und die Branche. „Es gibt viele, die nur schimpfen, ohne selbst etwas zu tun. Das ist nicht mein Ding,“ betont er. „Ich will mit meiner Meinung und der der Erzeuger aus dem Süden zur Entwicklung von Landgard beitragen. Gerade als junger Gärtner seh ich es auch als meine Pflicht an, mich in der Genossenschaft zu engagieren. Wir sind zwar nur einer von 3.000 Mitgliedsbetrieben, aber es ist wichtig, dass sich jeder einbringt. Das gilt ganz besonders für unsere junge Gärtnergeneration. Und ich freu mich auf den Austausch mit den anderen Betrieben und bin gespannt auf die Arbeit, die mich im Regionalbeirat erwartet.“
Gartenbau im Wandel
Herausforderungen und Veränderungen werden in Zukunft noch viele auf die Branche zukommen, da sind sich die Brüder sicher. „Aktuell ist natürlich das Thema Energie allumfassend. Schon hierdurch wird es in bestimmten Produktbereichen wie z.B. bei Orchideen zu einem Wandel kommen. Aber auch generell wird sich im Sortiment langfristig sicher einiges verändern. Und ob wir in 20 Jahren noch die Masse an klassischen Beet- und Balkonpflanzen benötigen, die wir heute haben, das wird man sehen“, so Philipp Weilbrenner. „Daneben wird uns das Thema Verpackungen und Kunststoffalternativen sicher weiter umtreiben, denn das ist riesiger Kostenfaktor für uns als Betriebe. Noch fehlen echte Alternativen, aber da wird sich sicher einiges tun.“ Und auch Bruder Lukas ist sicher: „Langweilig wird es bei uns im Gartenbau auch in Zukunft ganz sicher nicht.“
Die Auszeichnung mit dem Landgard-Award ist für beide Brüder vor diesem Hintergrund auch ein wichtiges Signal: „Das ist schon eine besondere Ehre, vor allem da man sich um diesen Preis nicht bewerben kann, sondern dafür ausgewählt wird. Wir möchten uns daher noch einmal ganz herzlich für den Erhalt des Awards bedanken. Es ist für uns auch ein Zeichen, dass wir mit dem von uns eingeschlagenen Weg in die richtige Richtung unterwegs sind.“
Mehr erfahren Sie auf der Website von Gartenbau Weilbrenner.
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