Schon vor Jahrtausenden fingen Menschen damit an, ihn zu kultivieren. Und noch vor unserer Zeitrechnung wussten die alten Griechen um Hippokrates bereits, wie gesund er ist. Deshalb heißt Kohl heute Superfood, natürlich auch weil er unwiderstehlich gut schmeckt.
Ob Weiß- oder Rotkohl, Kohlrabi oder Rosenkohl, Blumenkohl oder Brokkoli, Spitzkohl oder Wirsing: Kohl ist lecker, die meisten von uns haben ihre Lieblingssorte, und das vielseitige Gemüse hat jetzt endlich wieder Hauptsaison. Die kulinarische Liebe zum Kohl zieht sich heute durch alle Bevölkerungsschichten, wenn er auch früher eher als Arme-Leute-Essen galt. Inzwischen liegt Kohl laut den Experten von „Obst & Gemüse – 1000 gute Gründe“ voll im Trend: bei Sterneköchen ebenso wie am Streetfoodtruck. Kohl ist in seinen unterschiedlichen Varianten das absolute Superfood.
Wenn es dabei überhaupt eine Nummer 1 gibt, dann ist es der Grünkohl. 100 Gramm dieses auch Friesenpalme genannten Kohls enthalten die gesamte empfohlene Tagesdosis an Vitamin C, nämlich 100 Milligramm. Ebenfalls mit an Bord sind Folsäure, Provitamin A, Vitamin E sowie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen und Zink. Und das bei nicht mal 40 Kalorien pro 100 Gramm! Weil er so gut für unsere Gesundheit ist, wird er längst nicht mehr nur gekocht, sondern auch gerne für grüne Smoothies verwendet.
Ganz andere Arten der Zubereitung erfährt auch der Blumenkohl in der modernen Küche. Wurde er früher meistens mit Kartoffeln serviert, ist seine Verwendung heute deutlich variantenreicher. So schätzen Low-Carb-Fans Blumenkohlreis als kohlenhydratfreie Speise. Ebenfalls beliebt: die Pizza, deren Boden mit Blumenkohl statt herkömmlichem Mehl zubereitet wird. Und das Blumenkohlsteak liegt nicht nur bei Vegetariern voll im Trend.
Apropos Trend: Total angesagt sind auch fermentierte Varianten des Kohls. Ganz vorne mit dabei: Kimchi. Bei diesem koreanischen Gericht wird Chinakohl zusammen mit Rettich für ein paar Stunden in gesalzenem Wasser eingelegt. Anschließend werden die Chinakohlblätter mit weiteren Zutaten gemischt und kommen in der klassischen Zubereitungsvariante als kleine Päckchen mehrere Tage bei Zimmertemperatur in gut verschlossene Tontöpfe. Dabei wird das Gemüse durch die Milchsäuregärung haltbar und bekommt seinen typischen Geschmack. Traditionell diente diese Zubereitung dazu, einen Vitamin-C-Lieferanten für den Winter zu haben – wie beim Sauerkraut. In Korea gehört Kimchi wie Reis beinahe zu jeder Mahlzeit und hat in Deutschland inzwischen eine große Fangemeinde gefunden.
Ob fermentiert, roh oder gekocht: Damit sich alle Stoffe im Kohl gut entfalten können, sollte man ihn schonend zubereiten. Und natürlich gehört das Gemüse immer erntefrisch auf den Tisch, was hierzulande kein Problem ist. Sogar lange unbekannte Sorten wie Pak Choi finden sich inzwischen auf den Feldern deutscher Erzeuger. Kohl ist also die saisonale, nachhaltige Gemüsewahl par excellence im Winter.
Und das war irgendwie schon immer so. Kohl ist so typisch für unser Land, dass die Amerikaner die Deutschen Mitte des letzten Jahrhunderts sogar als „Krauts“ bezeichneten. Dabei kommt der Kohl von ganz weit her. Der Wildkohl als Vorfahre der heutigen Varianten des Gemüsekohls (Brassica oleracea) stammt aus dem Mittelmeerraum, aus Griechenland und Italien. Vor Tausenden von Jahren hatte er noch keine festen Köpfe, wie wir sie heute von Weiß- oder Rotkohl kennen. Die ursprüngliche Form lässt sich noch am ehesten mit dem Grünkohl vergleichen.
Unsere Vorfahren züchteten den Wildkohl über die Jahrhunderte auf bestimmte Merkmale hin, sodass wir heute eine große Auswahl an Kohlsorten genießen können. Nicht nur Hippokrates, sondern auch Aristoteles und Platon waren bereits von der heilenden Kraft des Kohls überzeugt. Die alten Römer wussten die Vorzüge des Gemüses ebenfalls zu schätzen, damals soll es bereits in seiner eingesäuerten Form bekannt gewesen sein. Als Kreuzblütler hat Kohl übrigens auch leckere Verwandte: Zu den rund 3000 Arten der botanischen Familie zählen unter anderem Rettich, Radieschen, Rüben, Senf oder Raps.
Die Reise des Kohls zu uns begann im Mittelalter. Über die Jahrhunderte erwies sich der Norden Deutschlands als ideale Kohlregion durch die Kombination aus nährstoffhaltigem Boden und guter Wasserversorgung. Inzwischen ist er im ganzen Bundesgebiet zu Hause. Während in Schleswig-Holstein eine Kohlstraße von Brunsbüttel bis in die Nähe von Büsum führt, feiert man im baden-württembergischen Anbaugebiet Fildern jedes Jahr im Herbst ein großes Kohlfest. Und auch der Niederrhein ist ein wichtiges Anbaugebiet für die vielen Kohlsorten.
Für das vielfältige Angebot an Kohlsorten gibt es heute unzählige Rezepte. Sie reichen von eher deftigen Gerichten wie Rahmwirsing mit Kartoffel-Karotten-Rösti oder Blumenkohl mit Kartoffeln und Bratwurst bis zu exotischen Varianten wie Brokkoli-Curry mit roten Linsen. Und mögen die alten Römer vielleicht schon das Sauerkraut gekannt haben, so waren ihnen leichte Kreationen aus Kohl wahrscheinlich eher fremd: Rotkohlsalat mit Mango und Bacon sind in der modernen Küche ebenso überzeugend wie Kohlrabisalat mit Heidelbeeren und Orangendressing. Diese und viele weitere Rezeptideen finden sich in der Ideenküche der Initiative „Obst & Gemüse – 1000 gute Gründe“ unter www.1000gutegruende.de.
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