Disteln haben meist einen schlechten Ruf – zu Unrecht. Die Pflanzen sind robust und begeistern vom Spätsommer bis in den Winter hinein mit ihren strukturstarken Blütenköpfen.
Bei Disteln werden die meisten eher an unerwünschte Wildkräuter denken – an den kratzigen Bewuchs von industriellen und landwirtschaftlichen Brachen, durch die man nur ungern hindurchgeht. Einige Sorten zeigen sich aber im Garten oder Blumenstrauß von einer ganz anderen Seite: Die festen Blütenköpfe strahlen in kräftigen Blautönen, das Laub bildet mit seiner zackigen Form und dem oft silbrigen Grün einen schönen Kontrast zur übrigen Bepflanzung, und die verblühten Köpfe geben dem Beet selbst im Winter noch Struktur. Disteln passen im Garten oder in der Vase zum Beispiel zu zarten Gräsern oder länglichen Blütenrispen, auch großflächige Blütenbälle machen sich gut dazu.
Darüber hinaus sind fast alle Disteln sehr pflegeleicht: Sie brauchen ein sonniges Plätzchen, einen nährstoffreichen, lockeren Boden, dafür aber nur wenig Dünger und Wasser. Deshalb begeistern sich auch die Gartenprofis der Initiative „Blumen – 1000 gute Gründe“ für die oft verkannten Überlebenskünstler: „Angesichts des sich verändernden Klimas brauchen wir Pflanzen, die auch nach ein paar Trockenphasen noch gut aussehen. Disteln bringen eine natürliche Eleganz ins Beet und sind geradezu unverwüstlich. Gleichzeitig bieten sie einiges für die Artenvielfalt: Im Sommer fliegen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auf die Blüten, im Herbst und Winter freuen sich Vögel über die Samen.“
Für jeden Standort und Anspruch gibt es dabei die ideale Pflanze, denn was man gemeinhin Disteln nennt, sind eigentlich ganz unterschiedliche Gattungen und Arten. Gemeinsam haben sie die „pieksige“ Optik der Blätter und Blüten. Im Garten und zur Dekoration sind vor allem drei Arten gefragt: Kugeldistel (Echinops) und Mannstreu (Eryngium), auch Edeldistel genannt, sind meist mehrjährige Stauden, die in jedem Frühling wieder von neuem austreiben und sich dabei nicht zu sehr ausbreiten und versäen. Ein wahrer Alleskönner im Garten ist zudem die Artischocke (Cynara cardunculus subsp. scolymus): Sie sieht nicht nur gut aus, die Knospen der wunderschönen Blüten sind sogar essbar.
Kugeldisteln zeichnen sich, wie der Name schon sagt, durch perfekt runde Blütenkugeln aus. Diese zeigen sich zwischen Juli und September, werden je nach Sorte bis zu sechs Zentimeter groß und öffnen sich nach und nach mit vielen kleinen weißen oder blauen Einzelblüten. Kugeldisteln gehören zur Familie der Korbblütler, wie etwa auch Astern, Sonnenblumen oder Gänseblümchen. Die Pflanzen mögen es am liebsten sonnig, mit nährstoffreichem, lockerem Boden, sie sind allerdings nicht empfindlich und tolerieren auch ungünstigere Bedingungen. Mit Größen zwischen 50 und 200 Zentimetern lässt sich für jedes Beet die passende Kugeldistel finden. Zudem eignen sich die runden Blüten gut als Schnittblumen. Für Trockengestecke sollte man die Disteln ernten, bevor sie sich öffnen, und sie kopfüber an einem luftigen Ort trocknen. Übrigens bilden die Pflanzen nach der Blüte bei einem radikalen Rückschnitt meist nochmals eine zweite Blüte aus.
Edeldisteln wiederum haben längliche Blütenköpfe, die in Blau erstrahlen und von einem Blätterkranz, den so genannten Hüllblättern, umgeben sind. Die auch als Mannstreu bekannten Pflanzen blühen meist etwas früher, zwischen Juli und August, und werden lediglich bis zu 80 Zentimetern hoch. Ansonsten haben Edeldisteln ähnliche Ansprüche wie Kugeldisteln, sie bevorzugen allerdings einen etwas kalkhaltigeren Untergrund und vertragen absolut keine Staunässe in schweren Böden. Edeldisteln gehören mit Pflanzen wie Möhren, Dill, Koriander oder auch Sterndolden zu den Doldenblütlern. Auch ihre Blütenköpfe lassen sich – frisch oder getrocknet – gut zum Dekorieren nutzen. Heimische Arten sind das Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) oder das intensiv blau blühende, kalkliebende Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum). Die Spanische Edeldistel (Eryngium bourgatii) bietet viele zartblaue Blütenköpfe, während die Elfenbeindistel (Eryngium giganteum) mit ihren lang haltenden silbernen Hüllblättern im Beet Lichtakzente setzt. Letztere ist allerdings eine zweijährige Pflanze.
Die Artischocke stammt eigentlich aus südlicheren Ländern und gehört dort fest in den Gemüsegarten. Doch durch die zuletzt milderen Winter und wärmeren Sommer sieht man sie inzwischen auch öfter in unseren Breitengraden. Und das ist auch kein Wunder: Die Pflanzen sind mit ihren teils grau gefilzten, gezackten Blättern eindrucksvolle Erscheinungen im Garten. Sie wachsen innerhalb eines Jahres auf stattliche bis zu zwei Meter und schmücken sich zudem den Sommer über immer wieder mit imposanten violetten Blüten. Möchte man die Artischocken essen, so muss man die Knospen ernten, bevor sie beginnen, sich zu öffnen. Ein paar sollte man allerdings auch gerne zur Blüte kommen lassen – Biene, Hummel und Co. freuen sich darüber sehr. Je nach Klima sind Artischocken ein- bis mehrjährig. Dafür brauchen sie einen vollsonnigen, warmen Standort und einen nährstoff- und humusreichen, tiefgründigen Boden. Um ihre große Blattmasse zu entwickeln, benötigen sie regelmäßige Dünger- und Wassergaben. Staunässe muss man dabei aber unbedingt vermeiden. Unter diesen Bedingungen wachsen Artischocken übrigens sogar auf einem Balkon: Der Kübel sollte dann allerdings mindestens 20 Liter Erde fassen.
Wie gut Disteln zum Beispiel in einen Strauß passen, zeigen die Floristenprofis der Initiative „Blumen – 1000 gute Gründe“ mit einem stimmungsvollen Herbststrauß. Noch viel mehr Deko- und Pflanz-Ideen gibt es auf der Seite www.1000gutegruende.de sowie bei Facebook und Instagram.
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