Hassinger Orchideen im Porträt
Terracotta oder Gelb, drei, vier oder mehr Rispen, große Blüten oder unzählige kleine, mit zartem Zitrusduft oder ohne – was morgen im Trend liegt, ist für Hassinger Orchideen heute schon ein alter Hut. „Unsere wichtigste Frage ist eher: Was ist in fünf, sechs oder sogar zehn Jahren gefragt“, verrät Jasmin Hassinger, Betriebsleiterin des neuen Standorts Nettetal des Familienbetriebs Hassinger Orchideen. „Aufgrund der langen Kulturzeit braucht es allein mindesten drei Jahre, bis eine Orchideensorte, die wir als Züchter*innen heute anbieten, in der Gärtnerei fertig kultiviert ist und in den Handel gehen kann. Rechnet man unsere Zeit für Entwicklung und Selektion mit ein, vergehen schonmal acht bis zehn Jahre von der ersten Idee einer neuen Orchideensorte bis hin zur Marktreife.“
Die Liebe zu exotischen Pflanzen liegt ganz klar in der Familie. Bereits in den 80er-Jahren gingen Vater Hans und sein Bruder Roland Hassinger in den Tropen auf die Suche nach spannenden Orchideenarten, die zu dieser Zeit in Deutschland noch kaum jemand kannte. In den 90er-Jahren übernahmen sie den elterlichen Gartenbaubetrieb – und bauten ihn zu einem der fünf großen Zuchtbetriebe in Europa für Phalaenopsis und andere, weniger bekannte Orchideen wie z.B. Cambria, Maxillaria oder Masdevallia aus.
Gerade für diese ausgefalleneren Pflanzengattungen und -arten sieht die Familie Hassinger mit Blick in die Zukunft noch ein großes Potential am Markt – ebenso wie für neue und besondere Phalaenopsis-Sorten. Auf 2 Hektar unter Glas vermehrt die Familie Hassinger heute an den beiden Standorten Wiesbaden und Nettetal rund 300 Orchideengattungen und etwa 900 verschiedene Arten. Das Zuchtprogramm umfasst allein über 600 unterschiedliche Phalaenopsis-Sorten. Hauptkunden sind dabei vor allem Orchideen-Gärtnereien auf der ganzen Welt. Pro Jahr gehen rund 300.000 fertige Orchideen in die Vermarktung. „Wir sind in erster Linie kein Produktionsbetrieb, sondern Züchter*innen. Im Rahmen unseres Zuchtprogramms fallen aber etwa bei Testungen oder durch Überschuss auch immer wieder Pflanzen an, die zwar wunderschön sind, sich für die weitere Zucht aber nicht eigenen. Diese vermarkten wir dann z.B. regelmäßig über die Landgard Cash & Carry-Märkte und die Versteigerung der Veiling Rhein-Maas“, erklärt Jasmin Hassinger.
Innerhalb des Familienteams sind die Aufgaben bei Hassinger Orchideen klar verteilt: Die jeweiligen Kreuzungen und die Entscheidung, welche zwei Pflanzen miteinander verpaart werden, liegen allein bei Hans Hassinger. Frisch aus dem Labor, gehen die Sämlinge dann in die Obhut von Roland und Jasmin Hassinger über. Gemeinsam entscheiden die beiden, welche der Pflanzen sich für die weitere Zucht eignen und welche als Überschuss anderweitig vermarktet werden. „Unsere Kundschaft aus dem Gartenbau haben oft sehr individuelle Anforderungen. Darum müssen wir am besten schon bei der Selektion eine Idee haben, welche Pflanze zu welchem Kunden oder welcher Kundin passen könnte“, verrät Jasmin Hassinger.
Hier in Nettetal hat die Familie Hassinger im letzten Jahr einen anderen ehemaligen Orchideenbetrieb übernommen und mit einer Dauerausstellung der verschiedenen Sorten und modernen Präsentationsflächen zum neuen Hauptsitz von Hassinger Orchideen ausgebaut. „Gerade in einem Markt, der eigentlich immer schnelllebiger wird, ist der Kundenkontakt für uns besonders wichtig“ verrät Jasmin Hassinger. „So können wir dem Handel einerseits ein Gefühl für die langen Produktionszeiten unserer Orchideen vermitteln. Auf der anderen Seite bringen wir aber auch Handel und Gärtner*innen zusammen, wenn z.B. Handelsvertreter*innen bei uns Interesse an bestimmten Sorten zeigen, die bisher noch nicht kultiviert werden.“ Verkauf, Präsentation und Kundenkontakt liegen dabei vor allem in den Händen von Schwester Iris Hassinger.
Am Standort Wiesbaden betreibt die Familie Hassinger neben dem Orchideenbetrieb außerdem noch ein kleines Gartencenter, das die Großeltern der Schwestern Iris und Jasmin Hassinger gegründet hatten. Geleitet wird es heute von Mutter Ruth Hassinger. „Wenn viel los ist, z.B. an Muttertag oder Weihnachten, hilft die ganze Familie im Gartencenter mit“, so Jasmin Hassinger, „Für uns ist das eine gute Gelegenheit zu sehen, was Verbraucher*innen beim Kauf wirklich wichtig ist – und das sind meist ganz andere Dinge als die, die der Gartenbau oder der Handel fordern. Die Kunst in der Zucht liegt am Ende darin, die unterschiedlichen Wünsche aller Beteiligten möglichst in einer Pflanze zu verbinden.“ Die perfekte Orchidee gibt es darum schlichtweg auch nicht – sie sieht für jeden anders aus.
Mehr über das Familienunternehmen erfahren Sie auch auf der Unternehmenswebsite – unter hassinger-orchideen.de.
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